27.08.2021 |
Rubrik: Glaube + Alltag |
1.5 Minuten Lesezeit
«Wir wollen ein Klima des Schutzes, nicht ein Klima des Misstrauens.» Dies sagt Beat Ungricht, Regionalleiter Zürich von Chrischona Schweiz. Damit bringt er auf den Punkt, weshalb Chrischona Schweiz nach intensiven Vorbereitungen nun mit der ersten Schulung für Angestellte und Ehrenamtliche gestartet hat.
«Studien gehen davon aus, dass jedes vierte Mädchen und jeder siebte Junge irgendwann in seinem Leben Erfahrung mit sexueller Ausbeutung macht.» So wird es in der Grundsatzerklärung festgehalten. Ein Schutzkonzept und ein Verhaltenskodex bilden zusammen mit ihr den Ausgangspunkt für die Präventionsarbeit. Aus dem Verhaltenskodex leitet sich eine Selbstverpflichtung ab, die von allen ehrenamtlichen und angestellten Mitarbeitenden unterschrieben werden muss.
Knapp 100 Personen nahmen am ersten Schulungstag teil, weitere Ausbildungstage werden in diesem und nächsten Jahr folgen. In Zukunft wird es in jeder Gemeinde eine Kontaktperson für die Prävention von sexuellen Grenzverletzungen geben. Diese darf laut den Vorgaben von Chrischona Schweiz nicht die Leitungsperson (Pastor/in) sein. Diese Kontaktperson ist Ansprechperson für alle Beobachtungen und Vermutungen im Bereich von sexuellen Grenzverletzungen und wird geschult, korrekt darauf zu reagieren.
Beratend zur Seite gestanden hat Chrischona Schweiz die Fachstelle Limita. Während 1.5 Jahren hat die Leitung sich dem Thema angenommen und die Grundlagen geschaffen, damit die Kirchen ein Werkzeug an die Hand bekommen, mit dem sie das Thema entschlossen und bedacht anpacken können.
Chrischona Schweiz will die Diskussion über das Thema weiter fördern, wozu auch ein gutes Verhältnis zu Nähe und Distanz gehört. So heisst es in der Grundsatzerklärung: «Kirchliche Gemeindearbeit ist ohne Beziehungsarbeit undenkbar. Mit Nähe geht auch immer ein Risiko für sexuelle Übergriffe einher. Um Nähe und Distanz gut zu gestalten, müssen sich Leiterinnen und Leiter ganz besonders ihrem Auftrag und ihrer Rolle bewusst sein.»
Die Präventionsarbeit soll eine starke, gesunde Kultur des Vertrauens fördern und das Thema gleichzeitig ernstnehmen. Ein gesunder und fröhlicher Umgang zwischen den Geschlechtern darf nicht sofort unter dem Verdacht von sexueller Belästigung stehen. Es geht nicht um einen Flirt oder eine Liebesbeziehung, sondern um bewusste Belästigungen mit Worten, Visualisierungen, Gesten oder Taten, welche andere Personen demütigen beziehungsweise geschlechtlich oder sexuell erniedrigen. Gegen diese Entwürdigungen fordert Chrischona Schweiz von den Kirchen ein klares Vorgehen. Ebenso verlangt sie von allen Angestellten einen Sonderprivatauszug und stellt damit sicher, dass die Angestellten keine vergangenen oder laufenden Verfahren bezüglich sexueller Grenzverletzungen haben.